Warum lohnt es sich, Kindern das Schachspiel beizubringen?

Schach wird nicht umsonst das königliche Spiel genannt. Die hohe Komplexität und das oftmals lange Spielerlebnis schreckt viele ab. Doch warum? Was ist es, was Schach uns lehren kann und was für Vorteile können wir daraus ziehen? Schach ist ein Brettspiel mit Figuren, bei dem es darum geht, ihn „schachmatt zu setzen“, also keine weiteren Spielzüge zu ermöglichen. Während alte und antike Schachsets noch aus Holz oder manchmal sogar edlen Steinen wie Marmor hergestellt wurden, findet man heutzutage oft nur noch Spielbretter aus Pappe mit Figuren aus Plastik dazu.

Aber das hindert grundsätzlich nicht den Spielspaß. Und das seit ewigen Jahrhunderten, Schach etablierte sich in Europa noch vor verwandten Brettspielen wie Dame, Halma oder Mühle, ist also der Opa unter den ausländischen Gesellschaftsspielen. Und hier kommen wir zum ersten Punkt, warum Schach so unheimlich wichtig ist: Jeder Zug beeinflusst nachhaltig das Spielgeschehen. Nahezu unendlich viele Variationen sind möglich, sein Spielstil wächst also mit der Erfahrung, womöglich über Jahrzehnte, bis man seine Fähigkeiten an die nächste und übernächste Generation weitergibt.

Dieses Wechselspiel ist fast ein Spiegel darauf, wie man seinen Charakter geformt hat: Spielt man schnell und unüberlegt ist man ein kleiner Hitzkopf, lässt man sich aber zu lange Zeit ist man vielleicht auch im restlichen Leben eher unsicher. Beeindruckt man den Gegner bis zuletzt mit einem Pokerface, versucht man insgeheim von sich abzulenken. Nur diejenigen, die wirklich genug Erfahrung haben, spielen stress- und hektikfrei.

Schach arbeitet also Eigenschaften heraus, die schon ab dem Schulalltag helfen können. Einen kühlen Kopf zu bewahren ist fast genauso wichtig wie strategisches Denken, emotionale Kompetenzen und sich einen langfristigen Plan zurechtzulegen, ob im Spiel oder im Leben. Der zweite Punkt, der es wert ist, betrachtet zu werden, ist die soziale Komponente: Schach ist ein Brettspiel mit Tradition.

Figuren wie König, Dame, Springer oder Läufer sind Relikte aus anderen Zeiten. Aber dennoch halten sie sich seit Jahrhunderten in unserer Kultur. Woran liegt das? Ich denke, vor allem der soziale Anteil des Spiels fesselt uns so sehr. Mein erster Gegner war mein Opa. Und dazu möchte ich eine kleine Geschichte erzählen: Ich war 8, als ich von meinem Opa an Schach herangeführt wurde. Ich habe vorher schon Dame gespielt, aber dort oft das Interesse verloren.

Aber als Opa mich ansprach, war das anders. Er holte ein edles Schachspielset aus dem Keller, kleiner als ich erwartet hatte und baute es auf. Anschließend erklärte er mir die 16 Figuren und auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht alles verstand, so wusste ich-das hier gerade ist wichtig. Und ich war innerlich begeistert. Ich hatte nämlich etwas gefunden, was mich mit Opa verband.

Sonst waren seine Geschichten immer so weit weg gewesen, als er von seiner Kindheit erzählte, mir erklärte, dass selbst mein Vater noch die Hälfte seines Lebens ohne Internet verbracht hat oder wie er seine Frau geheiratet hat, mit der er länger zusammen war, als mein Vater lebte.

Aber bei Schach hatte ich das Gefühl, ich könnte mich auf einmal mit ihm zusammen an seine Vergangenheit erinnern. Das Schachbrett was vor mir stand war schon durch viele Hände gegangen, mit auf Reisen gewesen, stand in verrauchten Bars. Und jetzt waren ich und Opa Gegner. Ich konnte meinen Opa besiegen, Kampfgeist stieg in mir auf. Ich wurde euphorisch, aber schlussendlich hat es Monate gedauert, bis ich meinen Großvater endlich einmal schachmatt gesetzt habe, und das lag einzig und allein an einem Flüchtigkeitsfehler seinerseits. Man lernt eben nie aus.

Schach hat mich also meinem Opa näher gebracht, dient also auch der Kontaktaufnahme mit Menschen, die einem auch abseits des Spielbretts eine Menge beibringen können Hiermit wären wir an Punkt Nummer 3 angelangt: Der kognitiven Komponente. Frühkindliche Bildung ist ein wichtiger Teil bei der Erziehung von Kindern. Während körperliche Sportarten wie Fußball, Leichtathletik oder Schwimmen den Körper voranbringen, so bringt Schach den Kopf auf Hochtouren.

Das ist wichtig, um alle Bereiche möglichst gut auszubilden. Schach schult das logische Denken, den Biss und ein gewisses „Sitzfleisch“. Selbst wenn eine Partie mal länger geht, sprich eine Stunde oder mehr, kann man nicht einfach aufgeben. Man will ja nicht verlieren. Also arbeitet man von Zug zu Zug und wird am Ende vielleicht sogar mit einem Sieg belohnt. Es ist sogar erwiesen, dass regelmäßiges Schachspiel nach einigen Monaten schon den IQ merklich steigert.

Und wer ist nicht gern klüger als seine Mitschüler? Gleichzeitig gilt, was auch für alte Menschen gilt: Schach treibt die Kreativität voran und gilt als wirksame Vorsichtsmaßnahme gegen Alzheimer. Schach spielen gegen das Vergessen könnte also ein wirksamer Slogan sein. Punkt 4 sind schulische Vorteile: Nicht nur der Weitblick und eine effektive Problemlösung werden durch Schach gefordert, auch das Leseverständnis und ein insgesamt trainiertes Gedächtnis bringt das Brettspiel hervor.

Durch diese Anstrengung fördert Schach ebenso wie körperliche Aktivität den Schlaf, stellt also Regeneration sicher und hält langfristig gesund. Ihr Kind wird so in der Lage sein, nicht nur mathematische Probleme besser zu lösen, es ist auch erholter als andere Kinder ohne fordernde Hobbies. Und wer glaubt, Schach hilft nur bei Naturwissenschaften, den muss ich enttäuschen und an die verbesserte Lesefähigkeit erinnern.

Schach bringt bessere Ergebnisse in Deutsch, in Geschichte, in jedem Bereich, der Textverständnis benötigt. Schach ist also eine Art „Superhobby“, mit dem, wenn man es ganz genau nimmt, gar nicht früh genug begonnen werden kann. Letztendlich bietet Schach ausschließlich Vorteile. Verbesserte Leistungsfähigkeit, ein tieferer Schlaf, Schach als Kommunikationsmittel.

All dies sind Dinge, die mit anderen Hobbies nicht so stark ausgeprägt werden. Spielen wir Schach, so lernen wir, langfristig zu planen, unser Durchhaltevermögen auszureizen und ruhig zu bleiben, auch wenn es einmal anstrengend wird. Solltest du jedoch besorgt sein, Schach wäre ein verbissener Sport und bestehe aus lauter Einzelkämpfern, so kann ich dich beruhigen: Schach ist hochgradig kommunikativ.

Zudem kann der Rahmen, indem die Schachpartien ausgetragen werden, nach Belieben spielerisch gestaltet werden. Man muss also keinen Zwang mit Stoppuhr und Einhaltung sämtlicher Vorgaben aufbauen, da der Spielspaß immer an vorderster Stelle steht. Wenn dein Kind erst einmal ein bisschen Begeisterung abbekommen hat, so wird es von ganz allein zu neuen Spielen gehen wollen. Nicht nur, weil sein Wettkampftrieb angefacht wird, sondern auch, weil es Freunde treffen kann, die die gleichen Interessen teilen wie dein Kind selbst. Somit ist Schach garantiert nicht für Einzelgänger.

Schach ist ein Teamsport, auch wenn man gegeneinander spielt. Nach dem Spiel spricht man miteinander, tauscht sich aus, analysiert seine Fehler. Und ohne dein Zutun begibt sich dein Kind in einen Sog, der nur schwer wieder zu unterbrechen ist. Freunde treffen, besser werden, um den Sieg kämpfen. Das muss nicht nur auf dem Fußballplatz stattfinden, das passiert genauso vor einer Schachkassette.

Versuch doch mal dein Glück und teste es mit deinem Kind Schach wenigstens einmal aus. Wenn es dann immer noch keine Freude hervorruft, hast du es wenigstens probiert. Aber ich verspreche dir, ist dein Kind erst einmal begeistert, so tust du ihm durch sein neu lieb gewonnenes Hobby eine Menge Gutes!