Wie spielt man Backgammon?
Backgammon ist ähnlich wie Schach eins der ältesten Gesellschaftsspiele, die heutzutage überliefert sind. Seit dem 12. Jahrhundert vor Christus finden sich traditionelle Überlieferungen über Spiele, die wie Backgammon anmuten. Im Mittelalter wurde die zwischendurch vergessene Spieltradition durch die Kreuzzüge wieder aufgedeckt. So gelangte das Spiel schließlich auch nach Europa. Ähnlich wie bei Schach bildet Eroberung und Raub einen der Grundsätze, warum Kulturschätze wie dieses Spiel unsere Kreise erreicht hat.
Grundsätzlich spielt man Backgammon zu zweit. Hier sind, ebenfalls wie beim Schach, die dominanten Farben der beiden Spieler weiß und schwarz. Pro Spieler werden 15 Steine seiner Farbe ausgegeben, die Startaufstellung ist standardisiert. Gewinnen tut man, indem man nach und nach seine Steine in den eigenen Bereich befördert, oftmals homebase oder Basislinie genannt. Für den weißen Spieler ist dieser Bereich unten rechts, schwarz spielt mit Fokus auf oben rechts. Somit spielen beide Parteien aus unterschiedlichen Richtungen heraus, weiß gegen den Uhrzeigersinn, schwarz spielt mit der Uhrzeigerrichtung. Die Farben können aber nach Spielart variieren, so also auch die Richtungsangaben. Wichtig ist nur, dass ein Spieler mit der Uhr, der andere dagegen spielt.
Und hier beginnt auch schon das Spiel mit dem Glück. Die Züge werden nämlich in jeder Runde neu ausgewürfelt. Zwei Würfel werden benutzt. Die Augenzahl bestimmt, wie viele Anzahlen in der jeweiligen Zugrichtung gezogen werden dürfen. Da hierbei zwei Würfel genutzt werden, werden auch zwei Steine pro Runde pro Spieler bewegt. Der Sonderfall ist hier, wenn ein Pasch gewürfelt wird. Dann darf sogar vier Mal in die jeweilige Richtung gezogen werden. Das klingt bis hierhin zwar kompliziert, geht aber schnell in Normalität über, wenn man ein wenig Übung hat. Wirft man eine eins und eine drei, zieht man also einmal ein Feld, einmal drei Felder vor. Wirft man zwei Mal eine vier, so darf man sogar vier Mal vier Felder rücken.
Jedoch gibt es hierfür auch Regeln. Ein Stein darf nur auf ein freies Feld, ein Feld, was von einem eigenen Stein oder auf ein Feld, auf dem lediglich ein gegnerischer Stein gesetzt werden. Eine Erleichterung, aber auch eine zusätzliche Bürde ist die folgende Regel: da zwei Würfel, also auch zwei Züge pro Runde zum Einsatz kommen, kann auch ein Stein zwei Mal bewegt werden und zwischendurch platziert werden, um eine Landung in der Hälfte der Runde zu ermöglichen, allerdings gelten auch hier die gleichen Regeln: Ein Stein darf nur auf einem freien, auf einem von sich selbst besetzten oder nur von einem gegnerischen Feld besetzten Stein landen. Landet ein Stein auf einem Stein des Gegners, so wird dieser, wie bei Dame oder Schach, geschlagen und auf die „Bar“ in der Mitte verbannt, nimmt also nicht mehr aktiv am Spiel teil. Ab dort wird der Stein wieder auf die Homeposition des Gegners gesetzt, man beginnt die Runde also von vorn, darf aber die Steine des normalen Spielgeschehens nicht bewegen, wenn noch Steine auf der Bar liegen. Das heißt also, werden Steine geschlagen, müssen diese erst bewegt werden, bis die Bar des Brettspiels geräumt ist. Erst dann kann wieder zum normalen Spielgeschehen zurückgekehrt werden. Allerdings müssen die Steine auch erwürfelt werden. Ist die gegnerische Homebase schon von mehr als einem Stein des Gegners an der Stelle besetzt, an der der eigene Stein platziert werden soll, so verfällt der Wurf und der Gegner ist an der Reihe. Das führt zu der Konsequenz, dass jeder Spiele die Würfe, die er nutzen kann, auch nutzen muss. Kann ein Spieler nicht jeden Wurf ziehen, so muss der höhere mögliche Wurf gezogen werden. Ein Pasch muss ebenfalls so weit ausgespielt werden, wie es die Spielsituation zulässt.
Wenn alle 15 Steine im Home-Bereich liegen, kann ein Spieler ähnlich wie beim Mensch ärgere dich nicht die Steine herauswürfeln, also ins Aus befördern. Reicht der Wurf nicht für das direkte Aus, so kann der Wurf trotzdem genutzt werden, um näher an das Aus zu ziehen. Wer als erstes dafür sorgt, dass alle 15 Steine seiner Spielseite im Aus landen, der gewinnt das Spiel.
Bis hierhin klingt Backgammon unheimlich kompliziert und schwer zu verstehen, die Regeln sind aber einfacher als es vielleicht wirken mag. Zieht so, wie es die Würfel fordern, zieht nur auf Felder, die es zulassen und bewegt eure Figuren strategisch wertvoll ins Aus.
Damit das gelingt, haben wir noch ein paar Tricks für euch auf Lager.
Entweder, ihr fahrt mit einer offensiven oder defensiven Strategie. Beides kann zum Erfolg führt, solang ihr euch nicht dermaßen gegenseitig blockiert, dass der Spielspaß zu kurz kommt und kein Resultat erzielt wird. Offensiv kann gespielt werden, indem ohne Rücksicht auf Verluste in die eigene Hälfte gezogen wird. Ihr wartet nicht auf Gelegenheiten, ihr nutzt die ersten, die sich euch bieten. Lasst eure Steine nicht in der gegnerischen Homebase, um dem Gegner erst am Ende des Spiels zu schaden. Spielt die Steine aus, die zur Verfügung stehen, um eure Position innerhalb des Feldes zu sichern und durch den Vorteil der Menge das Spiel für euch zu entscheiden. Spielt ihr passiv, dann arbeitet ihr genau entgegen der freizügigen Strategie. Ihr spielt nicht auf eigenen Vorteil, sondern mit dem Ziel, den Gegner auszubremsen und Stück für Stück zu demontieren. Wie ihr das schafft? Ihr besetzt einzelne Strecken. Besetzt sie doppelt, sodass sie nicht bespringbar sind und besetzt mehrere Feldabschnitte hintereinander, sodass sie nicht durch einen großen Wurf überwunden werden können. Gerade im mittleren Teil des Spiels kann dies von Vorteil sein, um allmählich einzelne Steine aus dem Spiel zu entfernen und so die Oberhand zu gewinnen. Wie ihr eure Strategie aber schlussendlich aufbaut, kann man nicht so einfach vorher festlegen. Backgammon ist komplex, vor allem durch den Gegner, den man vor sich hat und der einen so perfekt ausgetüftelten Plan durch eigene Aktionen schnell löchrig werden lässt. Bleibt flink im Kopf und adaptiert die Situationen, in die ihr gebracht werdet zu eurem Vorteil.
Backgammon ist zweifelsohne ein Glücksspiel. Das lässt sich nicht bestreiten, vor allem nicht dadurch, dass Würfel das zentrale Element für die Fortbewegung der einzelnen Spielsteine sind. Dennoch herrschen eine Menge Regeln, deren Beachtung eine Menge Grips erfordert, wie ihr oben schon lesen konntet. Letztendlich besteht Backgammon aus Glück und Geschick. Spielt euer Gegner passiv, so versucht ihr aktiv seine Strategie zu durchbrechen oder mauert euch selbst ein, sodass er irgendwann in Zugzwang gebracht wird. Derjenige, der den längeren Atem hat, gewinnt. Trotzdem gewinnt auch der, der die bessere Hand hat. Man kann noch so eine lückenlose Taktik in petto haben, wenn die Würfel das Ergebnis der Taktik zunichte machen, dann nützt sie nichts mehr. Seid also flexibel genug, strategisch und schnell zu denken, erkennt Schwächen, und ärgert euch nicht zu sehr. Wie jeder weiß, heißt es so schön: Pech im Spiel, Glück in der Liebe. Und wer weiß, vielleicht verleihen euch ja die ewig langen Partien Backgammon das Durchhaltevermögen, um eurem Traumpartner nachjagen zu können. Dann hätten alle etwas gewonnen, sogar der Verlierer, oder?